Aktivität und Fortbewegung: Der Bisam führt ein hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktives Leben, wobei die Tagaktivität bei ausreichender Deckung zunimmt. Der zirkadiane Rhythmus der Tiere besitzt Aktivitätsmaxima am Morgen und Abend. Im Winter verlässt er seinen Bau nur während der Dunkelheit. Zum Schwimmen und Tauchen benutzt der Bisam die Hinterbeine, wobei der Schwanz als Steuer dient. Aber auch sein dichtes Fell mit 14.000 – 16.000 Haaren pro cm² und einer möglichen Apnoe von bis zu 20 Minuten sind Anpassungen an das Leben im Wasser. In der Regel taucht er nicht länger als 5 Minuten, wobei er keine Luftblasen abgibt, um seinen Standort nicht zu verraten. Auch das Auf- und Abtauchen passt er den Wellenbewegungen an und zum Luftholen reicht meist nur die Nase aus dem Wasser. Während des Schwimmens legt er seine kleineren Vorderpfoten in die Halsgrube und lässt sich durch eine abwechselnde Bewegung der Hinterpfoten nach vorne treiben. Der Bisam ist in der Lage auch unter Wasser zu fressen: Dies ist möglich, da sich die gespaltene Oberlippe beidseitig der oberen Nagezähne nach unten ziehen lässt und zugleich Lippenwülste die Mundhöhle verschließen. Die beiden Unterkiefer sind nur knorpelig miteinander verbunden und mit Muskeln gegeneinander beweglich, was ihnen eine ähnliche Funktion wie eine Pinzette gibt.
Territoriales Verhalten und Reviergröße: Je nach Nahrungsangebot und Populationsdichte liegt die Reviergröße zwischen 3000 – 5000 m². Der Aktionsraum ist größer, wird jedoch nicht aggressiv gegenüber Artgenossen verteidigt. Gegen Ende des Sommers gibt der Bisam sein Revier auf und lebt in Familiengruppen. Diese bestehen aus bis zu 8 Tieren, welche sich in der Regel aus adulten Tieren mit deren Nachwuchs aus den letzten 2 Würfen zusammensetzt, wobei sich auch ausschließlich erwachsene Tiere zusammenschließen können. Mit gemeinsamen Schlafnestern verringern die Tiere im Winter die Gefahr des Erfrierens. In der Fortpflanzungszeit bilden sich dann wieder Paare, welche anschließend ihr neues, kleineres Revier aggressiv gegenüber Artgenossen verteidigen. Besonders heftig und unter Umständen sogar tödlich verlaufen die Kämpfe zwischen Männchen. Mit seiner Lebensweise ist der Bisam in der Lage rasch Gebiete zu kolonisieren. Größere Bewegungen von mehreren Tieren werden meist von Überschwemmungen, Populationswachstum oder bei Nahrungsmangel ausgelöst. Die Ausbreitung erfolgt zwar vorwiegend entlang von Fließgewässer, es werden jedoch auch vom Gewässer über mehrere Kilometer entfernte Teiche besiedelt. Dabei können Barrieren wie Straßen und Bahnlinien überwunden werden. Rund ein Drittel der abwanderten Bisame, legt Distanzen von 5 km zurück, ein Siebzehntel bis zu 15 km. Im kleineren Umfang treten Wanderungen auch zwischen einem Winter- und einem Sommerquartier auf.
Kommunikation: Bei Gefahr warnt der Bisam mit Aufschlagen des Schwanzes auf die Wasseroberfläche seine Artgenossen. Zur Verteidigung ihres Reviers drohen Bisame durch schnelles Aufeinanderschlagen der Schneidezähne, was einem lauten Schmatzen gleicht. Ihr Revier markieren Männchen mit einem nach Moschus riechenden Sekret, welches als optisches und olfaktorisches Warnsignal für Artgenossen des gleichen Geschlechts dient.
Bau: Je nach Jahreszeit und Lebensraum legt der Bisam unterschiedliche Baue an: Uferbaue und Burgen (Großburgen, Mutterburgen, Satellitenburgen, Fraß- oder Atemburgen, Einzel- oder Stationsburgen). Uferbaue sind selten mehr als 20 Meter vom Gewässer entfernt. Dem unter dem Wasserspiegel befindlicher Eingang folgt eine große Höhle. Von diesem Wohnkessel mit einem Durchmesser von 40 cm und einer Höhe von 20 cm schließen weitere Laufwege und Sackgassen an. Senkrechte Gänge dienen der Durchlüftung. Die ins Freie führenden Gänge können auch von Jungtieren als Ausgänge genutzt werden. Ein Uferbau kann bis zu 12 Eingänge besitzen. Bisamröhren erreichen meist einen Durchmesser von 15 – 20 Zentimeter.
Wenn ein Graben nicht möglich ist, wie zum Beispiel bei flachen Ufern, legen Bisame stumpfe, kegelförmige Burgen mit einer Länge von bis zu 4 m und einer Höhe von bis zu 2 m an. Als Vorrausetzung für die Anlage gilt eine ganzjährig vorhandene Wassertiefe von 15 – 60 cm. Um die Burg vor Absinken und Verdriften zu schützten, verankert der Bisam diese am Gewässergrund. Im Gegensatz zum Biber verwendet er keine Äste als Baumaterial, sondern bevorzugt Schilf und Rohkolben. Der Zugang erfolgt über eine bogenförmige Röhre. An der höchsten Stelle wird ein 14 – 35 Zentimeter breiter Kessel durch Drehbewegungen des Körpers errichtet. In »Großburgen« leben bis 40 Bisame in mehreren Kesseln mit jeweils einer Tauchröhre. Wohnburgen, in denen nur ein Weibchen mit ihrem Nachwuchs lebt, werden als »Mutterburgen« bezeichnet. Zu dieser Zeit bewohnen das Männchen und die Jungtiere des letzten Jahres sogenannte „Satellitenburgen“ in der unmittelbaren Umgebung. Daneben gibt es auch noch »Futter- oder Atemburgen«. Diese dienen zur kurzen Rast mit Nahrungsaufnahme bzw. werden im Winter zum Auftauchen aus dem gefrorenen Gewässer verwendet. Unverpaarte, einjährige Tiere erstellen häufig Einzelburgen, die als Wohn- oder Stationsburg dienen, und meist nur ein halbes Jahr, selten zwei Jahre bestehen. Großburgen und Mutterburgen können hingegen bis über fünf Jahre genutzt werden. Durchschnittlich bauen Bisame 8,5 Burgen pro Hektar.