Kleinsäuger-Projekte zum Mitmachen
Auf der Suche nach dem Gartenschläfer in Vorarlberg
Projektteam inatura – Erlebnis Naturschau Dornbirn und apodemus – Institut für Wildtierbiologie
Für den Erfolg von Schutzbemühungen ist es sehr wichtig, über die Vorkommen seltener Arten möglichst gut Bescheid zu wissen. Dies gilt auch im Fall des Gartenschläfers: Obwohl der kleine Bilch leicht zu erkennen ist, konnten bisher nur unzureichende Informationen zu seinen Vorkommen gesammelt werden. Die inatura – Erlebnis Naturschau Dornbirn möchte diese Grundlage verbessern und sucht daher gemeinsam mit dem Institut apodemus nach dem seltenen Bilch im Ländle. In diesem Artikel möchten wir den kleinen Nager kurz vorstellen und Sie bitten, Beobachtungen auf laendlemaus.at zu melden.
Der Gartenschläfer
Der Gartenschläfer (Eliomys quercinus)zählt wie der Siebenschläfer zu den Bilchen und ist für einen Kleinsäuger auffallend „bunt“ gefärbt: Sein kontrastreiches Fell mit rötlich-braunem Rücken und weißgrauem Bauch, die auffallend schwarze Kopfzeichnung bis hinter die großen Ohren und die Fellquaste am Schwanzende machen ihn nahezu unverwechselbar.
Gartenschläfer sind dämmerungs- und nachtaktiv, sehr stimmfreudig und verständigen sich mit einer abwechslungsreichen Vielzahl an Lauten. Im Gegensatz zu anderen Bilchen verbringen sie die überwiegende Zeit aktiv am Boden, wo sie nach Nahrung und Unterschlupf in Felsspalten suchen. Hier legt der Gartenschläfer meist sein Nest aus Moos und Gras an. Im Gegensatz zu anderen Bilcharten baut er selten freistehende Nester in Sträuchern oder Bäumen. Der Speiseplan des Gartenschläfers ist vielseitig und variiert mit der Jahreszeit. Im Frühjahr frisst er Schnecken, Käfer, Blüten und vermehrt auch Wirbeltiere (Nestlinge von Vögeln und Mäusen). Von August bis September ist der Anteil an Früchten und Beeren besonders hoch. Um rasch an Gewicht zu gewinnen und genügend Körperfett für den anstrengenden Winterschlaf anzulegen, nimmt im Herbst der Anteil tierischer Kost wieder zu. Der Winterschlaf beginnt im Oktober: zuerst für die ausgewachsenen Männchen, dann für die Weibchen und schließlich für die Jungtiere, welche sich am längsten in den Herbst hinein Reserven anfressen. Im Schlafzustand sinkt die Körpertemperatur bis auf die Umgebungstemperatur ab. Bei Frost wird die Temperatur konstant auf 1 °C reguliert. Die Herzfrequenz beträgt nur noch 8 bis 13 Schläge pro Minute und auch die Atmung wird verlangsamt. Mit steigenden Temperaturen im März/April wachen die Tiere schließlich wieder auf. Im April beginnt die Fortpflanzungszeit und schon im Mai kommen nach einer Tragzeit von 21–23 Tagen 4–6 Jungtiere zur Welt. Je nach Höhenlage verlassen die kleinen Gartenschläfer ab Juni mit einem Alter von 30–34 Tagen das Nest und erkunden ihre Umgebung. Bei diesen Ausflügen kann eine »Karawanenbildung« beobachtet werden: Das Muttertier geht voraus, gefolgt von ihren Jungen, welche sich im Rückenfell des Vordertieres festbeißen. Nach 5 Wochen löst sich die Familie auf, nur sporadisch wird auch noch der nächste Winterschlaf im gemeinsamen Nest verbracht. Die Populationsdichte variiert in Abhängigkeit von der Jahreszeit und beträgt in den Alpen durchschnittlich 1–2 Individuen pro Hektar im Frühjahr und 4–5 Individuen pro Hektar im Herbst.
Lebensraum des Gartenschläfers im Alpenraum
Der Gartenschläfer bewohnt vorwiegend Nadel- und Mischwälder mit felsigem und steinigem Untergrund in einer Höhenlage von 800–1.600 m (selten 1.700–2.100 m). Die Nester werden in Baumhöhlen, Felsspalten oder verlassenen Vogelnestern angelegt. Als ausgezeichnete Kletterer sind Gartenschläfer häufig in der Strauch- und Baumschicht anzutreffen, im Gegensatz zu anderen Bilchen verbringen sie aber auch viel Zeit am Boden.
Folgende Merkmale weisen Lebensräume des Gartenschläfers aus:
- mind. 10%-iger Anteil an Felsen oder Geröll an der Gesamtfläche
- hoher Anteil an Sträuchern und Jungbäumen
- insektenreiche Krautschicht
- geringer Kronenschluss
- Zwergsträucher, Totholz und Baumhöhlen
Sie haben einen Gartenschläfer oder eine andere Maus gesehen? Jede Fundmeldung trägt dazu bei, mehr über das Vorkommen von Kleinsäugern im Ländle zu erfahren. Einige Arten wie der Igel oder der Siebenschläfer bleiben im Garten oder bei einem Spaziergang nicht immer unentdeckt. Mit der Meldung dieser Beobachtungen können Naturfreunde einen wertvollen Beitrag dazu leisten, mehr über die Verbreitung kleiner Säugetiere in Erfahrung zu bringen und damit einen effektiven Schutz zu ermöglichen. Informationen zu diesem Projekt und die Möglichkeit Ihre Beobachtung zu melden, finden Sie auf laendlemaus.at!