Projekt Wanted

Projekt: Wanted Ziesel und Feldhamster

Projektleitung: Mag. Dr. Ilse Hoffmann, Universität Wien-Verhaltensbiologie


Europäisches Ziesel

Europäische Ziesel (Spermophilus citellus) gehören zu den Hörnchenartigen und halten wie ihre nächsten Verwandten, die Murmeltiere, einen bis zu acht Monate langen Winterschlaf. Mit einer Größe von etwa 23 cm sind sie etwas kleiner als Eichhörnchen. Früher einmal besiedelten Ziesel halb Niederösterreich und das Burgenland. Sie waren von Retz über Wien bis in den Seewinkel hinein praktisch überall anzutreffen. Ein Kosmos-Naturführer aus den dreissiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts berichtet von Zieseln beim Lusthaus im Prater, „die sich hier ihres Lebens freuten. Allenthalben sah man die niedlichen Dinger herumhuschen, die fast alle Scheu abgelegt hatten und sich hier zutraulich vor den Augen der Menschen tummelten …“. Zeitweise waren die Bestandsdichten so hoch, dass z.B. im Tullner Feld Prämien für Zieselschwänze und -ohren ausgezahlt wurden.

Heute stehen sie auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten, und ihr Vorkommen ist weitgehend auf verstreute Rückzugsgebiete beschränkt. Das heißt, wo früher eine über ein großes Gebiet verteilte, zusammenhängende Population bestand, gibt es jetzt nur mehr Splittergruppen, die oft selbst wiederum vom Aussterben bedroht sind. Dies hängt vor allem mit der intensiven Landwirtschaft zusammen (z.B. Grundzusammenlegungen im Marchfeld), aber auch mit der Zersiedelung der Landschaft durch Einfamilienhäuser: An und für sich sind Ziesel zwar sehr anpassungsfähige Tierchen und bei weitem nicht die spezialisierten Steppenbewohner, als die sie allgemein bekannt sind. Aber ein Minimum an Platz braucht auch das anspruchsloseste Lebewesen, und daher leiden sie, wie viele andere Tiere und Pflanzen auch, unter der Zerstörung ihres Lebensraumes.

Als umso wichtiger erweisen sich Rückzugsmöglichkeiten, auch wenn es nur eine „Gstettn“ ist, oder vielleicht die Grünfläche eines Wohnhauses, wo Ziesellöcher nicht verfemt, sondern geschätzt werden – wer hat schon ein seltenes Nagetier in seinem Garten? Entgegen einer weit verbreiteten Ansicht fressen Ziesel übrigens keine Wurzeln. Derartige Schäden werden ausschließlich durch Wühlmäuse und Insektenlarven verursacht.

Feldhamster

Vom bunten, sehr hübsch gefärbten Äußeren des Feldhamsters (Cricetus cricetus) sollte man sich keinesfalls täuschen lassen. Denn Feldhamster gelten als mürrisch und eigensinnig, aber auch als mutig. So stellen sie sich beinahe heldenhaft den Gefahren, blasen dabei ihre Backentaschen auf und fauchen unüberhörbar laut. In den meisten Fällen hat der Feldhamster mit seiner Taktik auch Erfolg, und Feinde ziehen unverrichteter Dinge von dannen.

Der Europäische Feldhamster ist ein klassischer Kulturfolger, der sich in der Feldflur über lange Zeit gut zurechtfand. Wurde er früher als „Erntedieb“ von Hamsterfängern gegen entsprechende Kopfgelder getötet, beschäftigt sich heute die Wissenschaft intensiv mit seiner interessanten Biologie. In West- und Mitteleuropa sind die Feldhamsterbestände stark zurückgegangen. Deshalb zählen Feldhamster zu den streng geschützten Tierarten. Außerdem wird er in der Roten Liste als gefährdet eingestuft. Umso erfreulicher ist es, dass Feldhamster aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit zunehmend auch urbane Lebensräume erobern. Studien an mehreren Wiener Populationen haben gezeigt, dass sich die Tiere an Stadt und Menschen gewöhnt haben.

Feldhamster sind Winterschläfer und ziehen sich im Herbst in ihre Baue zurück. Vorräte für die lange kalte Zeit sammeln sie während ihrer aktiven Periode, also im Frühjahr, Sommer und Frühherbst. Steigen die Außentemperaturen wieder an, wagen sich die Hamster aus ihren Winterquartieren und beginnen sogleich mit der Fortpflanzung. Man spricht von einer promiskuitiven Art, weil sich ein Weibchen mit mehreren Männchen verpaaren kann und umgekehrt. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass ein Weibchen bis zu drei Mal im Jahr werfen kann. Pro Wurf bringt sie durchschnittlich fünf und maximal zwölf Junge zur Welt. Stimmen die Bedingungen, sind Feldhamster also äußerst fruchtbar. Vor allem morgens und abends begegnet man den kleinen Nagern. „Städtische“ Hamster zeigen sich selbst tagsüber an der Erdoberfläche und suchen dort nach Nahrung, die in erster Linie aus grünen Pflanzenteilen besteht, sie verschmähen aber auch tierische Kost wie Insekten, Kleinsäuger und Würmer nicht. Außerdem fressen sie – je nach Angebot – Früchte, Sämereien, Blüten und weggeworfene Essensreste; oft werden sie da in Parks, Wohnanlagen, Kleingärten oder auf Friedhöfen fündig. Nicht zuletzt wurden Veränderungen in der Bestandsdichte beobachtet: Während Feldhamster in ländlichen Gebieten eher vereinzelt vorkommen, rücken sie im beengten Lebensraum „Stadt“ offenbar näher zusammen und machen sich so immer wieder bei ihren menschlichen Nachbarn bemerkbar.

Insgesamt kann man also von einer in hohem Grade anpassungsfähigen Tierart sprechen. Trotzdem sind Feldhamster stellenweise sehr selten geworden. Da über ihre derzeitige Verbreitung und vor allem über den Verlauf von Bestandsänderungen zu wenig bekannt ist, bitten wir Sie, ihre Beobachtung zu melden.

Über die derzeitige Verbreitung von Zieseln in Österreich ist noch immer zu wenig bekannt. Solche Informationen sind aber für Aussagen über die Bestandsentwicklung unverzichtbar. Mit einer Fundmeldung auf Geomaus können dabei helfen, geeignete Maßnahmen zur Erhaltung der beiden Arten zu ergreifen.