Echte Mäuse & Ratten
Wanderratte (Rattus norvegicus)
Name: Rattus norvegicus (Berkenhout, 1769); Wanderratte (D); Brown rat, Common rat (E)
Internationaler Schutz: international nicht geschützt
Größe: Kopf-Rumpf: 180–260 mm; Hinterfuß: 36–41 mm; Schwanz: 140–210 mm; Gewicht: 170–350 g
Fell: Oberseite: braun mit schwarzen Leithaaren; Unterseite grau-weiß, keine deutliche Abgrenzung zur Oberseite; gelegentlich mit weißem Brustfleck.
Augen/Ohren: Wie alle Ratten besitzen sie große Augen und Ohren.
Schwanz: etwas kürzer als die Körperlänge, fast unbehaart, an der Basis dick und abgeflacht, Unterseite deutlich heller.
Verbreitung: ursprünglich NO-Asien, heute weltweit; Österreich: weitgehend flächendeckend, Deutschland: flächendeckend; Schweiz: Mittelland, tiefe Tallagen der Alpentäler; Mehr Info: GeoMaus-Karte. Ihre Höhenverbreitung steht meist in Verbindung mit dem Vorhandensein besiedelter Lebensräume, demnach ist sie zwischen 400-1500 m weit verbreitet, wobei die planar/kollinen Höhenstufe bevorzugt wird und der höchste Fund auf 2100 m liegt.
Lebensraum: Siedlungsbereich, im Freiland sehr anpassungsfähig, aber es muss Wasser vorhanden sein. Aktionsradius von Männchen mit 600 m größer als jener von Weibchen mit 240 m; Populationsdichte: Im Siedlungsbereich meist kleine Gruppen mit weniger als 3 Tieren; im Freiland in Rudeln aus Familienverbänden mit meist 100 Tieren.
Lebenserwartung: weniger als 1 Jahr.
Ähnliche Arten: Da sie viel größer und kräftiger gebaut sind als andere langschwänzige Mäuse (Echte Mäuse und Ratten) sind sie leicht zu erkennen. Schwieriger ist die Unterscheidung von der Hausratte (Rattus rattus): Im Vergleich mit dieser ist die Wanderratte jedoch meist schwerer und besitzt einen gedrungeneren Körperbau, kleinere Augen und Ohren, einen kürzeren Schwanz und eine stumpfe Schnauze. Der Ohrrand reicht umgeklappt maximal bis zum hinteren Augenwinkel, bei der Hausratte reicht das Ohr umgelegt bis über die Augenmitte.
Systematik: Ordnung: Nagetiere (Rodentia) → Unterordnung: Mäuseverwandte (Myomorpha) → Überfamilie: Mäuseartige (Muroirdea) → Familie: Ratten- und Mäuseartige (Muridae) → Unterfamilie: Echte Mäuse und Ratten (Murinae)→ Gattung: Echte Ratten (Rattus)
Obwohl die Wanderratte aufgrund ihrer Lebensweise Schaden verursachen und Krankheiten übertragen kann, ist ihr Verdienst für den Menschen als Versuchstier in der Pharmakologie, Toxikologie, Krebs-, Ernährungs- und Verhaltensforschung als ungleich höher zu betrachten. Denn die in der medizinischen Forschung verwendete »Albinoratte ist im 17. Jahrhundert durch Mutation aus der Wanderratte entstanden. In den folgenden Jahrhunderten wurde sie immer mehr zum gut geeigneten Versuchstier gezüchtet. Viele Entdeckungen und Erkenntnisse, die zur Heilung von Krankheiten geführt haben, gehen auf diese Ratten zurück.
Züchtungen der Wanderratte finden sich nicht nur in der medizinischen Forschung, sondern auch in den vielen Variationen der Farbratten (Rattus norvegicus forma domesticus), welche gerne als Heimtiere gehalten werden. Vor allem unüberlegte Käufe nach populären Filmen wie Ratatouille führen leider dazu, dass die Tiere gekauft und nach kurzer Zeit wieder abgegeben werden. Denn die Haltung der anspruchsvollen Nager ist nicht einfach. So ist in Österreich eine paarweise Haltung Pflicht, wobei für ein Pärchen eine Fläche von 80 x 40 x 50 cm (Länge x Breite x Höhe) vorgeschrieben ist, welche pro Ratte um 20 % erweitert werden muss. Ebenfalls Pflicht ist eine dreidimensionale Anordnung der Käfigeinrichtung. (Anlage 1: Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren der Tierhaltungsverordnung). Für eine artgerechte Haltung ist jedoch mehr als das Mindestmaß nötig. Informationen und Gestaltungsideen zu einer artgerechten Haltung finden Sie unter anderem auf Nager Info.
Die ursprünglich im Südwesten Sibiriens und in Nordchina beheimatete Wanderratte ist heute mit Ausnahme der Polargebiete weltweit verbreitet. Ausgehend von Kopenhagen verbreiteten sich die Tiere am Beginn des 18. Jahrhunderts in Europa. Als Konkurrent der Hausratte (Rattus rattus), welche bereits im 12. Jahrhundert aus dem Orient eingeschleppt wurde, verdrängte sie diese und etablierte sich erfolgreich in beinahe allen Lebensräumen. In Europa ist sie mit Ausnahme des Mittelmeerraums (lückenhafte Verbreitung) und der Hochgebirgsregionen weitgehend flächendeckend verbreitet. Sie gilt als ausgesprochen anpassungsfähig und kann beinahe überall angetroffen werden. Besonders häufig ist sie in feuchten Biotopen zu finden, wo sie sich gerne in der Nähe der Ufer von Flüssen und Seen aufhält. Sie lebt auch in Siedlungsbereichen, jedoch ist sie seit der Verwendung von Beton anstelle von Holz nur noch gelegentlich in Wohngebäuden zu finden, wo sie vor allem in Keller eindringt. Innerhalb der Siedlungsbereiche besiedelt sie vornehmlich die Kanalisation und Lagerhallen, in ländlichen Gebieten trifft man sie häufig auf Bauernhöfen an.
Aktivität und Fortbewegung: Die Wanderratte ist vorwiegend nachtaktiv mit gelegentlicher Tagaktivität bei hoher Populationsdichte. Besonders bei Tieren mit niedriger Rangstellung und folglich schlechtem Nahrungszugang ist eine vermehrte Tagesaktivität zu beobachten. Im Allgemeinen verteilen sich ihre 4–6 Aktivitätsphasen auf die Dämmerungs- und Nachtstunden, wodurch sie dem Menschen vor allem in besiedelten Gebieten aus dem Weg geht. In ihrer Fortbewegung ist die Wanderratte sehr gewandt. Sie gräbt so gut wie Maulwürfe und Wühlmäuse, kann jedoch zugleich so schnell und weit laufen wie ein Rennmaus. Zudem ist sie eine so hervorragende Taucherin und Schwimmerin sowie ausgezeichnete Kletterin und bewegt sich geschickt zwischen dünnen Zweigen. Ein Tier konnte sogar beobachtet werden, wie sie entlang eines 1 mm dicken Drahtes eine Entfernung von 2 m zurücklegte, um zu einer Vogelfutterstelle zu gelangen. Erstaunlich ist das Verhalten einer Gruppe von Wanderratte in Reutlingen. Hier lernten sie, Stromleitungen als sichere Fortbewegungsmöglichkeit zwischen den Dächern zu nutzen. Der Engriff des Menschen durch intensive Bejagung verhinderte, dass sich diese neu errungene Verhaltensweise als »Tradition« verbreitete. Das beobachtete Verhalten demonstriert die hohe Intelligenz und Lernfähigkeit von Wanderratten.
Territoriales Verhalten und Revier: Die Wanderratte lebt als Einzelgänger oder in Rudeln aus mehreren Familienverbänden. Die Bildung von Gruppen ist besonders bei hoher Nahrungsverfügbarkeit zu beobachten. Sowohl weibliche als auch männliche Tiere eines Rudels verteidigen das Revier. Besteht die Gruppe aus wenigen Weibchen, setzt sich meist ein dominantes Männchen an die Spitze der hierarchischen Gliederung. Die Rangordnung wird durch häufig stattfindende Kämpfe bestimmt. Dabei stellen sich die Kontrahenten auf die Hinterbeine und tragen lautstarke, boxartige Kämpfe aus. Tiere niedriger Stellung sind meist an haarlosen Stellen im Fell zu erkennen. Ein Rattenrudel geht in der Regel auf ein Gründerpaar zurück, sodass bis auf wenige zugewanderten Tieren die meisten Individuen miteinander verwandt sind. Bei den Einzelrevieren überlagern sich die Territorien von Männchen mit denen der Weibchen. Gegenüber Artgenossen des gleichen Geschlechts wird es aggressiv verteidigt. Weibliche Tiere verteidigen ihr Territorium nur während der Trag- und Säugezeit und dulden in dieser Phase nur andere trächtige und säugende Weibchen desselben Verbandes. Erreicht die Populationsdichte ihr Maximum, lösen sich die Rudel und die individuellen Reviere auf. Durch die beginnenden Abwanderungen werden neue Gebiete besiedelt. Der Aktivitätsradius beträgt in Abhängigkeit von Geschlecht und Nahrungsverfügbarkeit 600 m bei männlichen und 240 m bei weiblichen Tieren. Innerhalb eines Siedlungsraumes ist dieser meist deutlich kleiner und misst im Durchschnitt 65 m. Die Wanderratte ist zudem, entsprechend ihres Namens, in der Lage über mehrere Kilometer zu wandern. Befindet sich das Tier nicht unmittelbar bei einer Nahrungsquelle, so werden üblicherweise rund 0,5 km lange Wanderungen zur Nahrungssuche unternommen. Die längste beobachtete Strecke, welche von einer Wanderratte in einer Nacht zurückgelegt wurde, betrug 3,3 km.
Kommunikation und Orientierung: Ihr guter Geruchsinn dient vorwiegend der Kommunikation mit Artgenossen und hilft Fressfeinde sowie Spuren von Gift in der Nahrung aufzuspüren. Letzteres ist auch möglich, da Wanderratten über ein hervorragendes Gedächtnis verfügen und sich schlechte Erfahrungen gut merken. Bei im Rudel lebenden Wanderratten existieren darüber hinaus Verhaltensregeln, welche von erfahrenen Tieren festlegt werden und dem Wohl der Population dienen. So kann zum Beispiel die befohlene Ablehnung eines Köders andere Tiere vor Schaden bewahren. Dies ist der Grund, warum vermehrt Rattengifte verwendet werden müssen, welche zur Blutgerinnung führen und somit einen langsamen Tod verursachen. Der direkte Zusammenhang zwischen Köder und dem Tod eines Artgenossen wird dadurch nicht erkannt. Akustische Verständigung findet sowohl im Ultraschall als auch im für uns hörbaren Bereich statt. Die Laute bestehen aus kurzen (3-300 ms) sich mehrmals wiederholenden (50–150/Minute) Tönen. Sie ist zudem in der Lage Geräusche bis 100 kHz wahrzunehmen. Bei Gefahr zirpen und pfeifen die Tiere um ihre Artgenossen zu warnen. Ultraschalllaute werden vor allem bei innerartlichen Konflikten, der Paarung und der Jungenaufzucht verwendet. Zudem bedient sie sich in dunklen Räumen eines Sonarsystems, indem sie Ultraschalllaute ausstößt und aus dem Echo ein »Raumbild« erstellt. Innerhalb ihres Tastsinns gilt das Suchen nach potentieller Nahrung mit ihren Vorderpfoten im trüben Wasser als hoch entwickelt. In ihrem Aktivitätsradius wird zur besseren Orientierung das gesamte Netzwerk aus Laufwegen, Verzweigungen und Treffpunkten mit Urin markiert. Häufig werden Wege entlang von bestehenden Strukturen angelegt, zu denen sie mit ihren langen Vibrissen in Kontakt bleibt.
Bau: Die Baue der Tiere verlaufen flach (30–40 cm) unter der Erde und sind weitläufig. Die Gänge haben einen Durchmesser von 6–9 cm. Obwohl die Wanderratte vorwiegend unterirdische Baue anlegt, können oftmals auch versteckte Nester an der Erdoberfläche in Holzhaufen oder in Gebäuden (Schuppen, Gartenhäuser, Scheunen) gefunden werden. Hier legt sie ihr Nest an geschützten Orten wie in Hohlräumen zwischen Wänden oder in stillgelegten Röhren an. Ein unter der Erde angelegter Bau besteht aus mehreren Kammern. Die Wohnkammern werden mit verschiedenen Materialien (zum größten Teil Gras, Pflanzenfasern, Stroh und in Siedlungsbereichen Papier) ausgepolstert. Gesammelte Nahrung wird in eigenen Vorratskammern gelagert. Findet sich eine ergiebige Nahrungsquelle im Revier, werden in deren Nähe eigene Vorratsbaue angelegt. Der unterirdische Bau wird durch ein System fester Wechsel erweitert, welches Unterschlupfe, Nahrungsreviere und Wasserstellen verbindet.
Die Wanderratte kann sich das ganze Jahr über vermehren. Die größte Fortpflanzungsaktivität beschränkt sich auf die Monate März – Juni und September – Oktober. Durch zeitgleiches Werfen der im Rudel lebenden Weibchen und die Bereitschaft verwaiste Jungtiere aufzunehmen, kann der Verlust eines Muttertieres durch andere säugende Tiere ausgeglichen werden. Die Anzahl der Würfe eines Weibchens variiert mit dem Alter zwischen 2–3. Nach einer Tragzeit von 22–24 Tagen kommen bis zu 12, in der Regel 6–9 Jungtiere zur Welt. Diese sind nach 15 Tagen erstmals vollständig behaart und öffnen die Augen. Nach 20 Tagen verlassen die Jungen das Nest und erkunden die Umgebung ihres Baues. Ab dieser Zeit erlernen sie in Scheinkämpfen alle wesentlichen Verhaltensweisen der erwachsenen Tiere, wie das Vorderbeinstoßen, das Treten mit den Hinterbeinen und das Unterkriechen als Zeichen der Unterwürfigkeit. Als Kuriosität sind sogenannte Rattenkönige zu bezeichnen. Es handelt sich dabei um eine Gruppe aus mehreren Individuen desselben Alters, deren Schwänze miteinander verknotet sind. Dieses seltsame Phänomen ist noch nicht zur Gänze geklärt und steht vermutlich mit der hohen Anzahl von Jungtieren in einem Nest in Zusammenhang. Ähnliches wurde auch bereits bei der Hausratte, den Hausmäusen (Mus), den Waldmäusen (Apodemus) und anderen langschwänzigen Nagetieren beschrieben. Männliche Tiere werden mit 100 g bzw. 3–4 Monate geschlechtsreif. Weibliche Tiere können erst mit 150 g bzw. nach 3–5 Monaten trächtig werden. Ein Weibchen paart sich mit mehreren Männchen ihrer Gruppe. In einem Rudel gibt es keine Paarbildung und auch keine Kämpfe um paarungsbereite Weibchen.
Die Populationsdichten von kolonisierenden Wanderratten betragen meist 100 Individuen pro Gruppe im Freiland und können gelegentlich sogar aus mehr als 1000 Individuen bestehen. Innerhalb von Siedlungsbereichen sind sie meist deutlich kleiner und Bilden Gruppen von rund 3 Tieren. Bei hohen Individuendichten tritt durch den erhöhten Stress ein hormonell gesteuerter Selbstregulationsmechanismus in Kraft. Innerartliche Aggressivität bewirkt, dass die Hypophyse Hormone aussendet, welche über die Niere die Fortpflanzungsaktivität hemmt. Zudem steigt die Sterblichkeit aufgrund des zunehmenden Stresses. In ungestörten Populationen treten daher selten Dichteschwankungen auf. Aufgrund ihres Fortpflanzungszyklus sind im Sommer und frühen Winter die höchsten Dichten feststellbar. Bei landwirtschaftlich genutzten Flächen kann nach der Ernte ein Abwandern der gesamten Population beobachtet werden. In der Regel werden die Felder dann erst wieder im Frühjahr besiedelt.
Die Wanderratte ernährt sich omnivor, wobei sowohl Individuen als auch Gruppen Vorlieben und Abneigungen besitzen. Die Nahrung wird in den Bau getragen und dort von der Gruppe verzehrt. In freier Natur besteht ihre Nahrung aus Getreidesamen, frischen Pflanzenteilen, Eiern, jungen Vögeln und Kleinsäugern, Muscheln, Schnecken, Amphibien, Insekten und Früchten. Überdies können Wanderratten größere Tiere wie Hühner und Enten bis hin zu Lämmern oder Ferkeln attackieren. Dies ist möglich, da viele Tiere Ratten nicht als Feinde erkennen. Der Angriff erfolgt spontan, wobei sich durch Stimmungsübertragung weitere Mitglieder des Rudels an der Jagd beteiligen. Die Wanderratte klettert auch auf Obstbäume, um dort an die Früchte zu gelangen. Unbekannte Nahrungsquellen werden entweder nur zögerlich angenommen oder mit Urin markiert und von allen Rudelmitgliedern gemieden.
Als Konkurrent der Hausratte, welche bereits im 12. Jahrhundert aus dem Orient eingeschleppt wurde, verdrängte sie diese und etablierte sich erfolgreich in beinahe allen Lebensräumen. Dies ist ihr aufgrund ihres kräftigeren Körperbaus, der höheren Nachkommenanzahl und der besseren Anpassungsfähigkeit möglich. Zudem kommt die Wanderratte mit ihrer unterirdischen Lebensweise und der Besiedelung unserer Kanalsysteme besser mit dem kühlen Klima Europas zurecht. Wie bei der Hausratte zählen aufgrund der unmittelbaren Nähe Hauskatzen und Hunde als ihre größten Feinde. Im ländlichen Raum erbeuten Marderartige wie das Hermelin (Mustela erminea), das Mauswiesel (Mustela nivalis), der Iltis (Mustela putorius) oder Steinmarder (Martes foina) sowie Eulen, insbesondere der Uhu (Bubo bubo), regelmäßig Wanderratten.
Im Gegensatz zur der in Mitteleuropa gefährdeten Hausratte ist die Wanderratte besser an unser Klima angepasst und somit nicht an menschliche Behausungen gebunden. Zudem entdeckte sie bereits früh die Kanalisation als Lebensraum, wo sie bis heute gut geeignete Lebensbedingungen vorfindet [2]. So ist die Ratte heute in Städten allgegenwärtig. Es wird sogar angenommen, dass die Einwohnerzahl von Großstätten der Anzahl von Ratten entspricht [7]. Während der Einsatz von hochgiftigen Antikoagulantien in den 1950er die Hausratten langfristig dezimierten und zu ihrem Verschwinden aus weiten Teilen Mitteleuropas führte [14], entwickelten Wanderratten durch spontane Mutationen Resistenzgene. Heutige Gifte der 2. Generation setzen daher darauf, dass mehrere Gene zusammenspielen müssen, um gegen den Wirkstoff zu wirken. Dennoch weisen einige Tiere in manchen Regionen bereits eine Immunität auf [7]. Erstaunlich ist, dass trotz Bestrebungen im Tierschutz der Einsatz von Giften gegen Kleinnager bis heute noch nie eingehend thematisiert wurde [4]. Insbesondere, da diese immer höher dosiert werden müssen und folglich auch für andere Lebewesen eine Gefahr darstellen [2]. Sowohl zum Schutz der Wanderratten als auch als wirksame Bekämpfungsmaßnahmen sollten daher vorbeugende Maßnahmen gesetzt werden. Das sind vor allem Baumaßnahmen, welche verhindern sollen, dass Tiere in Gebäude eindringen können: Verfüllen von Hohlräumen, verschließen von potentiellen Löchern und Spalten sowie der Einbau von Gittern und Klappen. Am wichtigsten ist jedoch den Zugang zu Lebensmitteln und Futterresten zu unterbinden und Räume sauber zu halten [7]. Dass dies auch für Gärten und Parks gilt, zeigten die „Ratten vom Louvre Park“ im Sommer 2014 (zum Artikel). Werden Wanderratten als Laborratten (Albinoratte) oder Heimtiere (Farbratten) gehalten, sind Schutzbestimmungen einzuhalten, welche im Tierschutzgesetz (TSchG Österreich, Deutschland, Schweiz) und in Verordnungen (2. Tierhaltungsverordnung Österreich, Tierschutzverordnung Schweiz) festgelegt sind.
- Grimmberger, E., & Rudloff, K. (2009): Atlas der Säugetiere Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. Natur und Tier-Verlags GmbH, Münster.
- Jenrich, J., Löhr, P.-W., & Müller, F. (2010): Kleinsäuger: Körper- und Schädelmerkmale, Ökologie. Beiträge zur Naturkunde in Osthessen (Hrsg. Verein für Naturkunde in Osthessen e.V.). Michael Imhof Verlag, Fulda.
- Long, J. L. (2003): Introduced mammals of the world: Their history, distribution and influence. CABI Publishing, Wallingford.
- Müller, P. (2011): Wanderratte (Rattus norvegicus). In: Die Säugetiere des Fürstentums Lichtenstein. (Mammalia) (Hrsg.: R. d. F. Liechtenstein). 116-117. Amtlicher Lehrmittelverlag, Vaduz.
- Quéré, J. P., & Le Louarn, H. (2011): Les rongeurs de France: Faunistique et biologie. Editions Quae, Versailles.
- Quy, R. J., & Macdonald, D. W. (2008): Common rat Rattus norvegicus. In: Mammals of the British Isles (4. Ausgabe) (Hrsg.: S. Harris & D. W. Yalden). 149-155. The Mammal Society, Southampton.
- Dieterlen, F. (2005): Wanderratte Rattus norvegicus (Berkenhout, 1769). In: Die Säugetiere Baden-Württembergs (Hrsg.: M. Braun & F. Dieterlen). Band 2, 261-276. Ulmer, Stuttgart.
- Mitchell-Jones, A. J., Amori, G., Bogdanowicz, W., Kryštufek, B., Reijnder, P. J. H., Spitzenberger, F., Stubbe, M., Thiessen, J. B. M., Vohralik, V., & Zima, J. (1999): The atlas of European Mammal. Academic Press, London.
- Grimmberger, E. (2014): Die Säugetiere Deutschlands. Quelle & Meyer, Wiebelsheim.
- Spitzenberger, F. (2001): Die Säugetierfauna Österreichs. Grüne Reihe des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft. Austria Medien Service, Graz.
- De Roguin, L. (1995): Rattus norvegicus (Berkenhout, 1769). In: Die Säugetiere der Schweiz: Verbreitung, Biologie und Ökologie (Hrsg.: J. Hausser). 283-287. Birkäuser Verlag, Basel.
- Wilhelm, P., & Dieterlen, F. (2005): Hausratte (Rattus rattus) (Linnaeus, 1758). In Die Säugetiere Baden-Württembergs. Hrsg.: Braun, M., and Dieterlen, F., S. 251-260. Ulmer: Stuttgart.
Autoren: Dr. Christine Resch & Dr. Stefan Resch
Zitiervorschlag: Resch, C. & Resch, S. (2023): kleinsaeuger.at – Internethandbuch über Kleinsäugerarten im mitteleuropäischen Raum: Körpermerkmale, Ökologie und Verbreitung. apodemus – Institut für Wildtierbiologie, Haus im Ennstal.