Name:Sorex alpinus (Schinz, 1837); Alpenspitzmaus (D); Alpine shrew (E) Internationaler Schutz: Berner Konvention (Anhang III) Größe: Kopf-Rumpf: 58–85 mm; Hinterfuß: 14–16 mm; Schwanz: 52–77 mm; Gewicht: 6–12 g. Fell: Einheitlich dunkel von grauschwarz bis schiefergrau; Bauchunterseite etwas heller, aber ohne erkennbare Trennlinie. Augen: Sie besitzt einen ca. 1 mm breiten nackten Augenring. Schwanz: Jungtiere haben einen deutlich zweifarbigen Schwanz. Bei adulten Tieren ist dieser überwiegend schwarz mit einem schmalen weißen Streifen auf der Unterseite. Verbreitung: Endemisch in Europa mit disjunkter Verbreitung in den Alpen, dem Balkan und den Karpaten sowie isolierten Vorkommen in Deutschland; Österreich: Alpen und Böhmisches Massiv; Deutschland: Alpen und Mittelgebirge, aber sehr selten; Schweiz: Alpen und Jurakette; Mehr Info: GeoMaus-Karte. Die Höhenverbreitung reicht von 200 m bis 2.500 m, wobei ihr Schwerpunkt in der sub- bis mittelmontanen Stufe liegt. Lebensraum: Vorzugsbiotop: Lebensräume mit niedriger Jahrestemperatur, hoher Niederschlagsmenge und spaltenreicher Struktur sowie feucht-kühlem Mikroklima und guter Bodendeckung. Aktivitätsraum und Reviergröße sind nicht bekannt. Ähnliche Arten: Im Vergleich zur ähnlich großen Waldspitzmaus (Sorex araneus) besitzt sie einen längeren Schwanz, einen grazileren Körperbau, längere Hinterfüße und eine andere Fellfärbung. Systematik: Ordnung: Spitzmausartige (Soricomorpha) → Familie: Spitzmäuse (Soricidae) → Unterfamilie: Rotzahnspitzmäuse (Soricinae) → Stamm: Soricini → Gattung: Eigentliche Rotzahnspitzmäuse (Sorex) → Untergattung (Sorex)
Lebensraum
Die Alpenspitzmaus gilt als stenöke Art mit hohen ökologischen Ansprüchen. Sie zeigt dabei eine Präferenz zu kühlen Standorten mit Wasser in Form von Quellaustritten, Bächen mit Moospolstern, Pestwurzfluren und blockreichen Ufern. In montanen und subalpinen Lagen bevorzugt sie feuchte Bodenanrisse, Staudenfluren, Latschen- und Grünerlenbestände sowie felsige Bäche. Oberhalb der Baumgrenze ist ihre Bindung an Wasser schwächer ausgeprägt und sie kann auch auf Zwergstrauchheiden, Almweiden, alpinen Rasen und Blockhalden angetroffen werden. Lebensräume mit niedriger Jahrestemperatur, hoher Niederschlagsmenge und spaltenreicher Struktur sowie feucht-kühlem Mikroklima und guter Bodendeckung sind für die Alpenspitzmaus gut geeignet.
Lebensweise
Über die Lebensweise der Alpenspitzmaus ist wenig bekannt. So gilt sie in den Alpen als die am schlechtesten erforschte Spitzmausart.
Aktivität und Fortbewegung: Wie die anderen Spitzmausarten besitzt sie eine hohe Stoffwechselrate und muss ständig Nahrung zu sich nehmen. Um dies zu schaffen, ist die Alpenspitzmaus tag- und nachtaktiv, wobei Aktivitätsphasen in der Nacht häufiger sind und länger andauern. In ihrer Bewegungsweise ist sie recht geschickt und klettert besser als die Waldspitzmaus (Sorex araneus). So ist sie mit deutlich verlängerten Unterschenkeln und Hinterfüßen gut an ihren fels- und geröllreichen Lebensraum angepasst. Ihr langer Schwanz dient ihr als Balancier- und Stützorgan. Ein Umgreifen von Ästen konnte jedoch noch nicht beobachtet werden.
Territoriales Verhalten und Reviergröße: Sie lebt solitär und ist Artgenossen gegenüber aggressiv.Bislang liegen weder Untersuchungen zur Größe ihres Reviers noch zu ihrem Territorialverhalten vor.
Kommunikation: Im Vergleich mit anderen Spitzmäusen gilt sie als wenig stimmfreudig. Dennoch können neben einem langgezogenen Schnarren als Ausdruck hoher Aggressivität auch tonale, meist gegenläufige Frequenzen als Abwehr- und Schmerzlaute vernommen werden.
Bau: Ihr locker gebautes Nest besteht aus Moos, Halmen und Laub. Sie legt dieses an der Erdoberfläche in höchstens 20 cm über dem Boden an oder benutzt verlassene Baue anderer Kleinsäuger. Wenn ihr die Möglichkeit gegeben ist, hält sie sich am Wasserrand oder zumindest in Gewässernähe auf, wo ihre Baue in der Uferböschung unter Baumwurzeln oder Steinen liegen.
Fortpflanzung und Population
Die Fortpflanzungszeit dauert von Februar bis November bzw. von April bis Oktober im Hochgebirge. Während dieser Zeit bringen die Weibchen in 2–3 Würfen jeweils 2–6 Jungtiere zur Welt. Die Weibchen sind unmittelbar nach der Geburt ihrer Jungen wieder empfangsbereit (Post-Partum-Östrus). Jungtiere sind bereits im Mai selbstständig und nehmen noch im selben Jahr an der Fortpflanzung teil. Über die Tragzeit und Jugendentwicklung ist wenig bis nichts bekannt. Offen ist auch, wie weit Jungtiere abwandern und wie hoch ihre Mortalitätsrate liegt. Vereinzelte Angaben aus der Literatur lassen auf eine Populationsdichte von 1,1 Individuen pro Hektar schließen. Im Winter ist das Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Tieren ausgeglichen. Zur Fortpflanzungszeit überwiegen meist die Männchen. Über Dichteschwankungen liegen keine Untersuchungen vor.
Nahrung
Aufgrund ihrer hohen Stoffwechselrate muss sie innerhalb eines Tages Beutetiere im Umfang ihres eigenen Körpergewichts verzehren. Um Konkurrenz mit anderen Spitzmausarten zu umgehen, jagt sie bevorzugt unterirdisch oder im spaltenreichen Geröll. Zu ihren Nahrungstieren zählen Regenwürmer, Insekten, Asseln, Spinnen, kleine Krebse und Schnecken. Zudem frisst sie auch Aas. Insgesamt scheint sie vorwiegend Jagd auf langsame und wenig bewegliche Tiere zu machen.
Konkurrenz und Feinde
Die Alpenspitzmaus bewegt sich zwischen Spalten oder in unterirdischen Gängen, wo sie nach langsamen Beutetieren Ausschau hält. Im Gegensatz dazu erweist sie sich beim Erbeuten schnell flüchtender Tieren als äußerst erfolglos. Sie umgeht damit eine direkte Nahrungskonkurrenz mit der Zwergspitzmaus (Sorex minutus), Waldspitzmaus und Schabrackenspitzmaus (Sorex coronatus), welche häufig im selben Lebensraum zu finden sind. Als Spaltenbewohner zeigt sie auch hinsichtlich ihrer Raumnutzung ein Nischenverhalten. Als Fressfeinde gelten vor allem der Waldkauz (Strix aluco) und der Raufußkauz (Aegolius funereus) [9].
Gefährdung und Schutz
Ihre starke morphologische und ökologische Spezialisierung bedingt eine geringe Anpassungsfähigkeit und begrenzt ihre potentiellen Lebensräume. Da nur wenig über die Biologie und Lebensweise der Alpenspitzmaus bekannt ist, ist es schwierig geeignete Schutzmöglichkeiten zu definieren. So sind zum Beispiel für einen effektiven Artenschutz zunächst Forschungen zur Populationsbiologie und Migration von Jungtieren nötig. Wie alle Spitzmäuse steht die Alpenspitzmaus in Oberösterreich unter Schutz.
Literatur
Broggi, M. F., et al. (2011). Die Säugetiere des Fürstentums Lichtenstein. (Mammalia). Vaduz, Amtlicher Lehrmittelverlag.
Canalis, L. (2012). Säugetiere der Alpen: Der Bestimmungsführer für alle Arten. Bern, Haupt.
Jenrich, J., Löhr, P.-W., & Müller, F. (2010) Kleinsäuger: Körper- und Schädelmerkmale, Ökologie Reihe: Beiträge zur Naturkunde in Osthessen (Hrsg. Verein für Naturkunde in Osthessen e.V.). Michael Imhof Verlag: Fulda.
Grimmberger, E. (2014). Die Säugetiere Deutschlands. Wiebelsheim, Quelle & Meyer.
Hausser, J. (1995) Sorex alpinus (Schninz,1837). In Die Säugetiere der Schweiz: Verbreitung, Biologie und Ökologie. Hrsg.: J. Hausser, Band 103, S. 36-39. Birkäuser Verlag: Basel.
Kraft, R. (2008) Mäuse und Spitzmäuse in Bayern: Verbreitung, Lebensraum, Bestandssituation. Ulmer Verlag: Stuttgart.
Spitzenberger F. (1990) Sorex alpinus Schninz,1837 – Alpenspitzmaus . In Handbuch der Säugetiere Europas: Insektenfresser, Herrentiere. Hrsg.: J. Niethammer & F. Krapp, Band 3/1 S. 295-312. Aula Verlag: Wiesbaden.
Turni, H. (2005): Alpenspitzmaus Sorex alpinus Schinz, 1837. In: Die Säugetiere Baden-Württembergs (Hrsg.: M. Braun & F. Dieterlen). Band 2, 62-68. Ulmer, Stuttgart.
Mitchell-Jones, A. J., Amori, G., Bogdanowicz, W., Kryštufek, B., Reijnder, P. J. H., Spitzenberger, F., Stubbe, M., Thiessen, J. B. M., Vohralik, V., & Zima, J. (1999): The atlas of European Mammal. Academic Press, London.
Autoren: Dr. Christine Resch & Dr. Stefan Resch Zitiervorschlag: Resch, C. & Resch, S. (2023): kleinsaeuger.at – Internethandbuch über Kleinsäugerarten im mitteleuropäischen Raum: Körpermerkmale, Ökologie und Verbreitung. apodemus – Institut für Wildtierbiologie, Haus im Ennstal.
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